Schamgefühle bei der Pflege
Die Diagnose Demenz kann im späteren Stadium mit sich bringen, dass sich die Verhältnisse verkehren und die Kinder ihre Eltern pflegen müssen. Dieser ungewohnte Umgang sorgt oft für Schamgefühle bei allen Beteiligten.
Was löst Schamgefühle bei der Pflege aus
Schamgefühle werden im frühesten Kindesalter mit der Sauberkeitserziehung und bestimmten akzeptierten Verhaltensregeln anerzogen und sitzen deshalb entsprechend tief. Nicht verhindern zu können, dass andere Menschen in die eigene Intimzone eindringen, löst Schamgefühle aus.
Schamgefühle verschwinden nie völlig
Die Pflege macht es nun notwendig, in die Intimsphäre einer anderen Person einzudringen. Mit zunehmender Gewöhnung und voranschreitender Erkrankung nehmen oft auch die Schamgefühle ab, aber gänzlich sind sie nicht zu vermeiden. Waschen, Hilfe bei Toilettengängen oder das Wechseln von Windeln bei Inkontinenz sind sehr intime Tätigkeiten, die oft von Schamgefühlen begleitet werden. Die Pflegebedürftigen schämen sich über den Verlust ihrer Unabhängigkeit, ihre Gebrechlichkeit und dem darüber, eine Last zu sein.
Gefühle der Scham auf beiden Seiten
Die Pflegenden empfinden Scham dabei, die Angehörigen so hilflos zu sehen und in ihren Intimbereich eindringen zu müssen. Oft schämen sie sich auch, wenn sie die Pflege eigentlich nicht leisten wollen, überfordert sind oder sich unzureichend vorkommen. Fremdschämen kann vorkommen, wenn ein dementer Angehöriger sich ungehörig benimmt.
Umgang mit Schamgefühlen bei der Pflege
Hilfreich ist es, offen über die Schamgefühle zu sprechen und gezielt zu fragen, welche Hilfe und Unterstützung gerne angenommen wird und was eher unangenehm ist. Auch darf der oder die Pflegende offen aussprechen, wozu er oder sie sich in der Lage fühlt und wozu nicht. Gemeinsam ist es dann möglich, nach Wegen zu suchen, die die Situation erleichtern. Manchmal ist es auch einfacher für alle Beteiligten, Teile der Pflege von einem Pflegedienst durchführen zu lassen.
Tipps im Umgang:
- Aktive Einbindung: Vielfach kann der oder die Erkrankte in die Pflege noch aktiv eingebunden werden. Dies hilft zum Abbau von Schamgefühlen und Erhaltung des Selbstwertgefühls.
- Gewohnheiten beachten: Das Beibehalten von lebenslangen Gewohnheiten erleichtert ebenfalls die pflegende Situation. Sich auf die Geschwindigkeit und den Rhythmus der Pflegebedürftigen einzulassen und
- Auflockernde Gespräche: während der Pflege locker über Alltagsdinge zu plaudern kann ebenfalls dazu beitragen, das Schamgefühl zu umgehen.
- Bewusste Worte: Als Pflegender freundlich und zugewandt in Worten, Gesten und Mimik die notwendigen Maßnahmen durchzuführen, entspannt die Situation ebenfalls für die Pflegebedürftigen.
- Achtsam Pflegen: Durch kleine Maßnahmen kann das Wohlgefühl sehr verbessert werden. So kann beim Waschen immer nur der Teil des Körpers entblößt werden, der gerade gewaschen wird. Dadurch wird das Gefühl von Nacktheit weitgehend vermieden.
Die Pflegenden selbst stehen unter starkem, ständigem Druck, der ebenfalls Schamgefühle erzeugen kann. Deshalb ist es wichtig, dass Sie auch Zeit für sich haben, Freunde treffen oder sich in einer Angehörigen Gruppe mit anderen Betroffenen austauschen können.
Schamgefühle erkennen, verstehen und damit umgehen lernen, hilft sie zu überwinden.