Fehldiagnose Alzheimer – wo liegen die Unterschiede?

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Fehldiagnose Alzheimer – wo liegen die Unterschiede?

Thema: Allgemein

Mangelnder Orientierungssinn, Vergesslichkeit und Wahrnehmungsstörungen werden im Alter besonders häufig für erste Anzeichen einer Alzheimer-Erkrankung gehalten. Doch nicht immer zu Recht, wie Studien zeigen. Denn zum einen gibt es eine Reihe Erkrankungen und Störungen, die sehr ähnliche Symptome wie Alzheimer aufweisen. Zum anderen lässt sich mit einer noch recht neuen, aufwändigen und teuren PET-Gehirnscans (Positronen-Emissions-Tomographie) Alzheimer bereits im frühen Stadium mit hoher Sicherheit diagnostizieren bzw. mit Sicherheit ausschließen.

Studie: Häufig ist es kein Alzheimer

An der Universität von Kalifornien haben Forscher im Rahmen einer vierjährigen Studie (Link: https://www.ideas-study.org/) mit Hilfe von PET-Scans die Gehirne der Probanden gescannt, um Amyloid-Plaques (Eiweißablagerungen) und Stoffwechselvorgänge im Gehirn sichtbar zu machen. Rund 18.000 Patienten, bei denen die Diagnose Alzheimer gestellt wurde, nahmen an der Studie teil. Manche litten nur an leichten Gedächtnisstörungen, andere zeigten bereits stärker ausgeprägte Symptome. Mit Eiweißablagerungen im Gehirn lassen sich heute diagnostizierte Alzheimererkrankung bestätigen. (Eiweißablagerungen an den Synapsen hemmen die Signalübermittlung zwischen den Nervenzellen und stören den Energiefluss.)

Das Ergebnis der IDEAS-Studie: Rund 40% der Probanden waren nicht an Alzheimer erkrankt und haben eine Fehldiagnose gestellt bekommen. In weiterer Folge konnten bei jenen Patienten Änderungen in der medizinischen Betreuung und Therapie eingeleitet werden. Bei Patienten, bei denen keine Plaques zu sehen waren, ist davon auszugehen, dass eine andere Erkrankung vorliegt, mit ähnlichen Symptomen wie bei Alzheimer.

Andere Krankheiten, ähnliche Symptome

Unter anderem können Depressionen, Flüssigkeitsmangel oder ungünstige Wechselwirkungen von Medikamenten ab und zu mit Symptomen ähnlich einer Demenz einhergehen. Auch eine Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) kann zu schweren Wahrnehmungs-, Orientierungs- und später auch Sprachstörungen führen. Doch geht hier die Verschlechterung des Gesundheitszustands meistens wesentlich schneller voran als bei Demenz. Wird eine Gehirnentzündung rechtzeitig erkannt und richtig behandelt, kann sie oft noch geheilt werden. Auch ein Delir – eine Psychose, die körperliche Ursachen hat – ist durch das Auftreten von Symptomen wie unter anderem Orientierungslosigkeit, Halluzinationen und Schlaflosigkeit einer Demenz sehr ähnlich.

Meistens tritt es plötzlich auf – zum Beispiel kurz nach einer Operation oder Kopfverletzung. Besonders bei älteren Menschen, die Vorerkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Leiden haben oder Antidepressiva oder Benzodiazepine einnehmen, tritt ein Delir häufig auf. Prinzipiell ist ein Delir zwar behandelbar und Symptome lassen sich lindern, wenn es rechtzeitig erkannt wird. Doch wenn sich die PatientInnen nicht aus der Psychose lösen können, kann sie in eine Demenz übergehen. Ähnlich zerstörerisch wie Alzheimer wirkt sich die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit auf das Gehirn aus. Sie tritt wesentlich seltener auf als Alzheimer, ist aber bisher leider ebenfalls nicht heilbar.

Lohnt sich die teure Diagnose?

Wer bei einer Alzheimer-Diagnose sicher gehen und einen PET-Scan durchführen lassen möchte, muss dies in der Regel selber zahlen – die Kosten liegen zwischen 600 und 1000 Euro. Wenn dabei keine Amyloid-Plaques zu erkennen sind, ist Alzheimer auszuschließen. Dann können weitergehende Untersuchungen zur Klärung der Ursache bei vorliegenden Symptomen folgen die unter Umständen Auswirkungen auf die Therapie haben können. Denn liegen andere Demenz-Formen oder ganz andere Erkrankungen vor, helfen in vielen Fällen andere Medikamente als bei Alzheimer. Grundsätzlich gilt bei allen Demenz-Formen, dass allenfalls die Symptome gelindert oder die Krankheit in Ihrem Fall verlangsamt, jedoch noch immer nicht geheilt werden kann.

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