Demenz und Schmerz
Menschen mit mittlerer und schwerer Demenz verlieren sukzessive kognitive Fähigkeiten und damit die Möglichkeit, sich verbal auszudrücken und auch die Mobilität nimmt dramatisch ab. Bei bettlägerigen Patienten steigt der Pflegebedarf weiter an. Umso wichtiger wird es, sehr aufmerksam zu beobachten und auf etwaige Verhaltensweisen, die Schmerzen signalisieren können, zu achten.
Achtsamkeit steigern
Menschen mit schwerer Alzheimerdemenz sind in ihrer Welt kaum noch mit Worten erreichbar. Je fortgeschrittener die Demenzerkrankung ist, umso mehr gilt es auf Schwingungen, Tonlage, Körperhaltung und Ausstrahlung der Patienten zu achten. Pflegepersonen müssen Mimik, Gestik, Körperreaktionen, Laute, Blicke und Verhaltensweisen im Auge behalten.
Auffälligkeiten müssen eingehend analysiert werden. So kann zum Beispiel eine Nahrungsverweigerung mit Zahnschmerzen einhergehen oder durch Druckstellen eines Zahnersatzes bedingt sein.
BESD-Fragebogen für die Praxis
Eine Übersicht wie Schmerzen ausgedrückt werden, wenn diese nicht mehr verbal artikuliert werden können, bietet der BESD-Fragebogen (Beurteilung von Schmerzen bei Demenz). Er ist eine gute Hilfestellung, um die subjektive Beobachtung auf eine sachliche Ebene zu befördern. Er ist aufgegliedert in folgende Rubriken:
- „Atmung“: ist diese z.B. angestrengt, laut, schnell, flach oder tief oder treffen mehrere Faktoren zu?
- „Negative Lautäußerung“: stöhnt der Patient etwa oder erfolgt häufiges beunruhigtes Rufen oder Weinen?
- „Gesichtsausdruck“: sieht das Gesicht traurig, sorgenvoll, verzerrt, nichtssagend oder ängstlich aus?
- „Körpersprache“: wirkt diese entspannt, angespannt, nervös oder verkrampft? Zeigt der Patient ein ablehnendes Verhalten oder ballt er die Fäuste?
- „Trost“: ist Beruhigung/Trösten hilfreich?
Wenn Sie unsicher sind, nehmen Sie sich den Fragebogen zur Hand, beobachten Sie den Patienten in Ruhe ein paar Minuten und kreuzen Sie die Verhaltensweisen an. Im Zweifelsfall entscheiden Sie sich für das vermeintlich beobachtete Verhalten.
Es ist ein Maximalwert von 10 Punkten für Schmerzverhalten möglich. Ein Wert von 6 oder darüber wird von den Autoren als behandlungsbedürftig angesehen. Ziehen Sie in jedem Fall den Arzt Ihres Vertrauens zu Rate – auch mobile Krankenschwestern haben viel Erfahrung auf diesem Gebiet.
Quelle: Magdalene Roth-Brons/Dr. Christoph Roth: Demenz und Schmerz. Ein Ratgeber, Deutsche Palliativ Verlag, Fulda, 2012.