Ernährung Teil 2: Zucker – Süße Gefahr oder Segen fürs Gehirn?
Zucker ist ein wichtiger Treibstoff für unser Gehirn – doch kann er auch an dessen Zerstörung mitwirken und Prozesse in Gang setzen, die das Alzheimer-Risiko erhöhen. Entscheidend für eine gesunde Verarbeitung im Körper ist dabei, dass wir nicht zu oft zu große Mengen Zucker zu uns nehmen. Doch gibt es auch einen Zucker, der möglicherweise gegen Demenz-Symptome helfen kann.
Insulin und seine Wirkung
Denn beim Genuss stark zuckerhaltiger und kohlenhydratreicher Nahrungsmittel steigt der Blutzuckerspiegel schnell stark an. Daraufhin schüttet der Körper eine große Menge des Hormons Insulin aus, um den Zucker in die Körperzellen zu transportieren und den Blutzuckerspiegel wieder zu regulieren. Auch im Gehirn erfüllt Insulin eine wichtige Funktion: Es reguliert die „Blut-Hirn-Schranke“, die das Blut filtert und das Gehirn vor Schadstoffen wie Toxinen und Krankheitserregern schützt und es mit notwendigen Nährstoffen versorgt. Außerdem schützt es die Nervenzellen im Gehirn vor Ablagerungen, die den Alzheimer-typischen Erinnerungsverlust verursachen.
Ist der Insulinspiegel im übrigen Körper hoch, fehlt es jedoch an Insulin im Gehirn – die Zellen werden nicht mehr geschützt und Insulinrezeptoren werden geschädigt. Defekte Insulinrezeptoren in den Gehirnzellen sorgen dafür, dass diese keinen Zucker (Glukose) mehr aufnehmen können. Gelangt zu wenig Glukose in die Gehirnzellen, können Proteine nicht mehr so gut abgebaut werden und es bilden sich Eiweißablagerungen (sogenannte Plaques), wodurch die Nervenzellen absterben. Das beeinträchtigt das Erinnerungsvermögen und die kognitiven Fähigkeiten und führt zu Alzheimer-Symptomen.
Galaktose gibt dem Gehirn neue Energie
Doch gibt es einen Zucker, der es an den geschädigten Insulinrezeptoren vorbei in die Zellen schafft: Galaktose. Dieser zeigt mitunter erstaunliche Wirkung. So nutzen zum Beispiel Leistungssportler diesen rezeptfrei erhältlichen Zucker als Energieschub bei übersäuerten Muskeln. Außerdem zeigen erste Forschungsergebnisse aus Versuchen mit Mäusen und Menschen, dass Galaktose eine Möglichkeit bieten könnte, die Nervenzellen im Gehirn zu entgiften, mit Zucker zu versorgen und so das Erinnerungsvermögen und kognitive Fähigkeiten zu verbessern.
Jeweils ein Teelöffel Galaktose morgens, mittags und abends sollen dabei schon zu vielversprechenden Ergebnissen bei Demenzkranken geführt haben. Dennoch stehen bisher groß angelegte klinische Studien aus, um tatsächlich nachweisen zu können, ob Galaktose gegen Demenz helfen könnte. Aktuelle Studien der UAB Universität in Barcelona legen nahe, dass die Wirkung je nach Dosis und Geschlecht auch sehr unterschiedlich ausfallen könne. Der 2016 verstorbene Professor für Molekularbiologie und Biochemie Werner Reutter befasste sich in seiner Forschung ebenfalls intensiv mit Galaktose und Demenz und schwor selbst auf die Wirkung des Zuckers – auch wegen dessen Nebeneffekt, Mittagsmüdigkeit schnell zu vertreiben.
Den Artikel ersten Teil zum Thema Ernährung “Schlechte Ernährung schädigt das Gehirn” finden Sie hier.