Wer Fremdsprachen lernt, bleibt länger geistig fit
Beim Lernen einer Fremdsprache ist unser Gehirn gut gefordert: Vokabeln und Grammatik-Regeln muss man sich merken, um sie etwa in einem Gespräch schnell abrufen und anwenden zu können. Und falls uns mal ein Wort fehlt, ist Flexibilität und Kreativität bei der Suche nach sprachlichen Umwegen gefragt, um das gewünschte Anliegen ausdrücken zu können. Doch die Mühe lohnt sich: So können Sie sich mit Fremdsprachen nicht nur gut in aller Welt verständigen, sondern auch beim Lernen und Anwenden Ihr Gehirn trainieren, um länger geistig fit zu bleiben.
Eine Zweitsprache kann Alzheimer verzögern
Denn wer mindestens eine Fremdsprache spricht, hat gute Chancen, eine Alzheimer-Erkrankungen oder das Auftreten einer leichten kognitive Beeinträchtigung (LKI, eine im höheren Alter auftretende Beeinträchtigung des Gedächtnis und Denkvermögens, die eine Vorstufe zur Demenz darstellen kann) um durchschnittlich fünf Jahre verzögern zu können. Das haben kanadische Forscher an der Concordia University in Montreal herausgefunden.
Bei ihrer Studie haben die Forscher mit insgesamt 26 Alzheimer-Patienten und 68 Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung Gedächtnistests durchgeführt und haben erstmalig spezielle hochauflösende Gehirn-Aufnahmen mit Magnetresonanztomografie (MRT) machen können. Das Ergebnis: Diejenigen, die mindestens eine Fremdsprache sprechen konnten, schnitten im vergleichbaren Stadium der Krankheit jeweils besser bei den Gedächtnistests ab als die einsprachigen Teilnehmer.
Sichtbare Unterschiede im Gehirn
Die Unterschiede zwischen den einsprachigen und mehrsprachigen Teilnehmern ließen sich dank der neuen Untersuchungsmethode körperlich feststellen: An den MRT-Aufnahmen des Gehirns konnten die Forscher erkennen, dass die für die kognitive Kontrolle, Sprache und Orientierung bedeutende Großhirnrinde noch deutlich dicker bei den mehrsprachigen Teilnehmern war als bei Teilnehmern, die nur eine Sprache sprechen. Dies weist darauf hin dass die mehrsprachigen Teilnehmer einen Alzheimer-bedingten Abbau der Nervenzellen im Gehirn länger kompensieren und kognitiv wesentlich länger leistungsfähig bleiben können als Menschen, die nur ihre Muttersprache sprechen können.
Doch ist es nicht nur das Lernen einer Fremdsprache an sich, das die grauen Zellen trainiert, sondern können auch die damit verbundenen Nebeneffekte eine positive Wirkung haben: Eine Fremdsprache ist ein Schlüssel zur Kommunikation mit anderen Menschen. Wer sich in dieser Sprache oft mit anderen unterhält oder regelmäßig einen Sprachkurs besucht, hat ein geselliges Hobby mit viel Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Und das ist schließlich erwiesenermaßen auch ein wichtiger Faktor, um das Alzheimer-Risiko zu senken.