Kultur im Museum erleben
Soziale Teilhabe ist das, was Menschen, die an einer Alzheimerdemenz erkranken, und deren Angehörige häufig rasch verloren geht. Aus Scham oder mangels adäquater Alternativen, scheuen sie zunehmend die Öffentlichkeit.
Ein Teufelskreis beginnt, der in häuslicher Isolation endet, obwohl doch gerade soziale Kontakte und Gemeinschaft wichtig sind, um Kompetenzen zu erhalten. Viele öffentliche Institutionen haben bereits reagiert und versuchen mit „demenzfreundlichen“ Angeboten diesem Dilemma entgegenzuwirken. So bietet etwa das Wiener Belvedere Museumsführungen, die weit über das bloße Betrachten der Bilder hinausgeht. In dem Museum werden den Besuchern emotionale Kunsterfahrungen ermöglicht, die alle Sinne anregen.
Auf vorhandenen Kompetenzen aufbauen
Wichtig ist, dass jedes Angebot an den Kompetenzen des an Demenz erkrankten Menschen anknüpft und nicht überfordert. So sind persönliche Erfolgserlebnisse und Selbstbestätigung möglich. Im Wiener Belvedere setzt man statt auf Wissensvermittlung auf gemeinsame emotionale Kunsterfahrungen. Im Mittelpunkt der Führungen steht eine gezielte Auswahl an leicht zugänglichen Kunstwerken. Dazu gehören etwa Ferdinand Georg Waldmüllers bekannte Wienerwald-Bilder.
Durch ihre Detailgenauigkeit wecken sie Emotionen und Erinnerungen an Ereignisse aus dem eigenen Leben. Während der gemeinsamen Bildbetrachtung wird jede einzelne Beobachtung der Teilnehmer, jede Wahrnehmung und jede Erinnerung wertgeschätzt. Gegenstände und Musikstücke, die im bisherigen Leben eine Rolle gespielt haben, helfen die Werke in Ruhe und mit allen Sinnen zu begreifen. Im geschützten Rahmen werden die Teilnehmer angeregt, eigene Gedanken, Empfindungen und Erinnerungen einzubringen.
Reflexionsgespräche für Angehörige
Neben Gruppenführungen für soziale Einrichtungen werden auch Führungen für Einzelpersonen mit Angehörigen angeboten. Informations- und Reflexionsgespräche mit Angehörigen bzw. Betreuungspersonen sollen helfen, die Angebote auszubauen und zu etablieren. Diese sind gleichzeitig ein wichtiges Zeichen, um die Erkrankung aus der mit Scham besetzten Ecke zu holen. Sie sollen Betroffenen und ihren Angehörigen Mut machen, öfters in die Öffentlichkeit zu gehen und stellen gleichzeitig eine Möglichkeit dar, um Abwechslung in den häuslichen oder institutionellen Alltag zu bringen.
Für detaillierte Informationen über die Angebote für Menschen mit Demenz und den Reflexionsgesprächen mit Angehörigen steht Brigitte Hauptner, Kunstvermittlerin und Mal- und Gestaltungstherapeutin, zur Verfügung. Kontakt: Tel. +43 1 795 57-262; E-Mail: b.hauptner@belvedere.at