Kunst als Demenz-Therapie?

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Kunst als Demenz-Therapie?

Die Frage, ob Kunst bei einer Demenz-Erkrankung helfen kann, ist schnell beantwortet: ja. Denn kreatives Schaffen und künstlerische Werke wecken Emotionen und Erinnerungen – auch bei Menschen, die mit „Kunst“ im engeren Sinne nichts zu tun hatten oder haben.

Auf dieses Potenzial greifen Kunsttherapeuten in ihrer täglichen Arbeit auch mit Demenzpatienten zurück. Ebenso verhält es sich mit der Betrachtung von Kunst: sie ist nicht rein kognitiv, sondern dringt automatisch in tiefere Bewusstseinsebenen vor.

Für Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind, kann die aktive und passive Beschäftigung mit Kunst durchaus positive Effekte zeigen.

Wenn die Seele malt

Menschen, die sich kreativ betätigen, erleben häufig das so genannte „Flow-Erlebnis“. Dies ist ein seelischer und körperlicher Gleichgewichtszustand, den Mihály Csíkszentmihályi ursprünglich an Bergsteigern erforschte und der ebenso beim kreativen Tun entstehen kann: Menschen vergessen alles um sich herum, gehen in ihrer Beschäftigung auf und erfahren Glücksgefühle.

Kunstdozent Wolfgang Büse hat dies in der Arbeit mit dementen Menschen erfahren. Er beschreibt diesen Prozess so: „Da im Gehirn das Zentrum für das Kurzzeitgedächtnis, das von Demenz betroffen ist, nicht mit der Stelle für Bilder und Kunstempfinden identisch ist, gibt es die große Chance, gerade dort anzudocken.

Es kann gerade in Bereich der bildenden Kunst gelingen, einen Zugang mit der kreativen Gestaltung zu schaffen, der sich sehr lebensbereichernd auswirkt. Einfühlung und Mitgefühl führt zu Vertrauen, verringert Angstzustände und stellt die Würde wieder her.”

Die kreative Arbeit setzt keinerlei Vorkenntnisse oder Begabung voraus.

Medizinisches Pilotprojekt für Menschen mit Demenz

Das Städel Museum und der Arbeitsbereich Altersmedizin der Goethe-Universität Frankfurt/Main haben ein medizinisches Pilotprojekt für Menschen mit Demenz gestartet.

ARTEMIS (ART Encounters: a Museum Intervention Study) ist die erste umfassende wissenschaftliche Studie zur interaktiven Kunstvermittlung und den therapeutischen Potenzialen von Kunsttherapie bei Demenz im deutschsprachigen Raum.

Untersucht wird, welchen Beitrag regelmäßige Museumsbesuche und die interaktive Beschäftigung mit Kunst leisten können, um das emotionale Wohlbefinden und das Kommunikationsverhalten von Menschen mit leichter bis mittelgradiger Demenz zu steigern und die Beziehung zu ihren betreuenden Angehörigen zu verbessern.

Zudem soll auf diese Weise Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen ein Stück gesellschaftliche Teilhabe und soziale Integration ermöglicht werden.

Das Projekt läuft noch bis Ende 2015.

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