Möglichkeiten der Rehabilitation von Demenzpatienten nach einem Unfall
Von Altersdemenz betroffene Menschen stürzen häufiger als nichtdemente ältere Personen. Deshalb ist das Risiko von Unfällen mit Verletzungsfolge für Altersdemenz-Patienten etwa dreimal höher als bei anderen alten Menschen. Als mögliche Ursachen der vermehrten Stürze gelten ein kleinschrittiges Gangbild und unzureichende Aufmerksamkeit.
Was den Genesungsprozess nach Verletzungen bei Demenz verlangsamt
Der Grundsatz, Menschen nach einem Unfall durch Rehabilitation wieder eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, gilt auch für Demenzkranke. Gerade für diesen Personenkreis besteht jedoch nach einem Unfall das Risiko einer Zunahme des verwirrten Verhaltens. Oft bereitet es Menschen mit Altersdemenz Probleme, sich über ihre Schmerzen und Beschwerden präzise zu äußern. Deshalb fällt dementen Unfallpatienten die REHA schwer. Sie vergessen häufig das in der Therapie Geübte. Zudem reagieren sie auf die unvertraute Umgebung in der REHA-Klinik ohne ihre gewohnten Bezugspersonen oft mit Angst, Aggressivität oder Depression.
Das Evangelische Geriatriezentrum Berlin (EGZB) hat diese Problematik erkannt und eine auf die besonderen Bedürfnisse von Demenzkranken abgestimmte Rehabilitationsbehandlung entwickelt. Es wurde herausgefunden, dass effizientes Lernen bei Alzheimer nur in einer Atmosphäre möglich ist, die Sicherheit gibt und das Selbstvertrauen fördert. Da die konventionelle Therapie nach Unfällen bei Demenzpatienten oft nicht den gewünschten Effekt hat, empfiehlt sich in Rehabilitationseinrichtungen eine Betreuung durch vertraute Personen. Alternativ wäre auch eine mobile Rehabilitationsvariante möglich.
Rehabilitationsmaßnahmen, die auf die Bedürfnisse von Demenzkranken nach Unfällen ausgerichtet sind
Längst ist aus Studien bekannt, dass Patienten mit Demenz selbst ein halbes Jahr nach einer Fraktur ihre Mobilität noch verbessern können, um am Alltagsleben wieder aktiv teilnehmen zu können. Bereits 2012 hat das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) gefordert, den Grundsatz „Wiederherstellung vor Pflege“ bei dementen Patienten genauso konsequent umzusetzen wie bei nichtdementen Personen. Deshalb ist es erforderlich, Rehabilitationsprogramme nach Unfällen gezielt auch Demenzkranken zu ermöglichen und dabei ihre besonderen Bedürfnisse zu berücksichtigen.
Dafür ist bei der Unfall-Nachbehandlung von Demenzkranken in REHA-Kliniken ein so genanntes „Rooming-in“ möglich. Das heißt dass eine vertraute Person mit in der Einrichtung wohnen kann, denn Gemäß § 11 III SGB V haben Krankenversicherte Anspruch darauf, dass zur Behandlung eine aus medizinischen Gründen notwendige Begleitperson mitgenommen wird. Das können auch Pflegekräfte sein, die im Rahmen eines Anstellungsmodells von Demenzpatienten beschäftigt werden. Während einer mobilen REHA nach Unfällen hingegen, werden Demenzpatienten von Altenpflegern und Physiotherapeuten zu Hause besucht. Ihr Rehabilitationsprogramm enthält neben der üblichen Physio- und Ergotherapie eine Bewegungstherapie in persönlicher Atmosphäre. Unter diesen Bedingungen können Demenzpatienten lernen, ohne gleich wieder zu vergessen.