Sexualität und Demenz Teil 1 – Hintergründe
Libidoverlust und sexuelle Auffälligkeiten
Ist schon Sex im Alter ein Tabuthema, ist es Sexualität und Demenz umso mehr. Und genauso, wie das Erleben von körperlicher Lust im hohen Alter vereinbar ist, ist es dies auch bei Menschen mit Demenz. Trotzdem ist es für Angehörige schwierig, mit sexuellen Auffälligkeiten umzugehen.
Eine Ehefrau, die im Tageszentrum mit Männern intim werden möchte oder ein Mann, der am Esstisch zu onanieren beginnt, sind nun einmal nicht alltäglich. Auf der anderen Seite treten häufig Schuldgefühle bei gesunden Partnern auf, wenn sie auch bei fortgeschrittener Demenz sexuell mit ihren Partnern verkehren.
Häufig auftretende sexuelle Probleme bei Demenzkranken
Der Libido-Verlust ist die mit Abstand am häufigsten genannte sexuelle Störung bei Demenz. Weitere Auffälligkeiten lassen sich unter Begriffe wie „Hypersexualität“ oder „sexuell auffällige abnormale Handlungen“ subsumieren. Was allerdings darunter verstanden wird, ist wissenschaftlich nicht eindeutig definiert.
Als roter Faden zieht sich durch alle Definitionen, dass als Hypersexualität bei Demenz sowohl gesteigertes sexuelles Interesse wie auch unangebrachtes sexuelles Verhalten verstanden wird, welches erst nach dem Auftreten kognitiver Defizite manifest wird und in der Regel nichts mit vorbestehenden sexuellen Neigungen zutun hat. Zum Beispiel: zwanghaftes Onanieren (privat/öffentlich), Betatschen intimer Körperregionen von Mitmenschen; unsittliche Angebote; Entblößung in der Öffentlichkeit bis hin zu sexuellen Handlungen mit Personen gegen deren Willen.
So kann im Gegenzug das einmalige Entkleiden in der Öffentlichkeit bei einem örtlich und zeitlich desorientierten Menschen in der Regel nicht als sexuelle Handlung gedeutet werden.
Gründe für sexuelle Verhaltensauffälligkeiten
Typischerweise zielt unangebrachtes, auffälliges Verhalten nicht auf eine einzelne Person. Hypersexuelle Handlungen werden häufiger bei Männern beobachtet. Die Gründe für auftretende sexuelle Verhaltensauffälligkeiten wie zum Beispiele sexuelle Enthemmung sind mannigfaltig: so können hirnorganische Veränderungen, Medikamente aber auch psychosoziale Gründe angeführt werden. Bei vaskulären, frontotemporalen und parkinsonassoziierten Demenzen treten sexuelle Enthemmung häufiger auf als bei Alzheimer-Patienten.
Grundlegend falsch wäre es, Auffälligkeiten, die erst nach Beginn der Demenz aufgetreten sind, als Charakterschwäche zu interpretieren. Aufklärung und Unterstützung wäre für Angehörige mindestens ebenso wichtig, wie die Anerkennung psychosozialer Bedürfnisse der Betroffenen.