Schmerz erkennen und handeln: Teil 1
Menschen mit Demenz können sich irgendwann nicht mehr erinnern, wie sich Schmerz anfühlt und deshalb auch nicht äußern, dass sie Schmerzen haben. Zudem wird Schmerz bei den unterschiedlichen Formen der Demenz anders verarbeitet. Zum Beispiel liegt bei AlzheimerpatientInnen die Toleranzschwelle, ab wann Schmerz als nicht mehr erträglich empfunden wird, weit höher.
Weitere kognitive Einschränkungen führen zum Verlust der Möglichkeit sich verbal mitzuteilen, was es für Pflegende besonders schwierig macht, zu erkennen, ob jemand Schmerzen erleidet oder nicht. Die negative Auswirkung dieses Phänomens ist, dass viele Menschen mit Demenz Schmerzen haben, diese jedoch nicht erkannt und in Folge inadäquat behandelt werden.
Schmerzfolgen
Schmerz hat eine wichtige Schutzfunktion für den Körper. Schmerz zeigt an, dass etwas nicht stimmt. Werden akute Schmerzen über einen längeren Zeitraum ignoriert oder falsch behandelt, kann dies schwerwiegende Folgen haben.
Es entwickelt sich ein Schmerzgedächtnis. D.h. die Nervenzellen reagieren schon bei schwachen Reizen so, als ob ein starker Schmerz bestehen würde. Im Körper laufen viele physiologische Prozesse ab, wenn Schmerz von den Nervenzellen weitergeleitet wird. Bei permanenter Belastung durch Schmerz müssen diese Mechanismen auf Hochtouren laufen. Dies bedeutet Stress für den Körper. Eine große Gefahr besteht auch darin, dass der Schmerz chronisch und damit schwieriger zu behandeln wird.
Weitere Folgen von andauerndem Schmerz neben dem Stress sind Angst und Depressionen. Zustände, die Schmerz zusätzlich verstärken.
Schmerzursachen
Die häufigsten Ursachen für Schmerz im Alter sind:
Degenerative Veränderungen des Bewegungsapparates, Frakturen (Brüche) und ihre Folgen, (insbesondere aufgrund von Osteoporose), Immobilität, chronische Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, Insultfolgen (Schlaganfall-Folgen), Phantomschmerzen, Polyneuropathien (Nervenschmerzen), Trigeminusneuralgien (Gesichtsschmerzen) und Tumore.
Schmerz erkennen
Aus der Schmerzerkennung ergeben sich auch die Beobachtungsfaktoren, welche pflegende Angehörige notieren können, um die Schmerzdiagnose zu unterstützen.
Wichtig ist,
1) eine Anamnese (Vorgeschichte) zu erheben. Hat ein Mensch bis vor kurzem Schmerzmittel benötigt, beziehungsweise hat dieser immer wieder Schmerzen angegeben, dann hat er aller Wahrscheinlichkeit nach auch jetzt Schmerzen.
2) ein Schmerztagebuch zu führen, um feststellen zu können, wie lange der Schmerz schon besteht, wie häufig und mit welcher Intensität. Als Messinstrumente bieten sich Skalen mit Zahlen oder Smileys an.
3) zu beschreiben, wo genau der Schmerz auftritt.
4) ob und in welchen Bereichen die betroffene Person durch den Schmerz beeinträchtigt ist.
5) was gegen den Schmerz geholfen hat. Dies können Medikamente, aber auch andere Maßnahmen sein.