Stammzelltherapie als Chance gegen Alzheimer?
Abgestorbene Gehirnzellen ersetzen und auf diese Weise Alzheimer erfolgreich behandeln – an dieser vielversprechenden Idee arbeiten Stammzellforscher weltweit.
Was ist eine Stammzelltherapie und wie wirkt sie?
Stammzellen können sich zu vielen unterschiedlichen Körperzellen oder Gewebearten entwickeln – das macht sie besonders interessant für die Medizin. Bei einer Stammzelltherapien könnten zum Beispiel den Betroffenen Zellen implantiert werden, die abgestorbene Zellen ersetzen oder eine reparierende Funktion im Körper ausüben. Derzeit werden beispielsweise schon gegen bestimmte Krebserkrankungen Stammzellentherapien erfolgreich eingesetzt, etwa bei Leukämie: Hier werden blutbildende Zellen aus dem Knochenmark eines Spenders ins Knochenmark des Erkrankten eingesetzt, um dort ihren Dienst zu tun. Doch gibt es inzwischen – nicht zuletzt durch Fortschritte in der Gentechnik – noch wesentlich vielfältigere Möglichkeiten. Derzeit wird in vielen Laboren und Studien erforscht, wie Zellen sich so beeinflussen und nutzen lassen, dass damit möglicherweise eines Tages Therapien gegen Krankheiten wie Diabetes, Parkinson oder Alzheimer entwickelt werden können.
Stammzellforschung bietet großes Potential
Um die Forschung auf diesem Gebiet in Österreich auszubauen, wurde im März 2018 am Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) – einem der renommiertesten Forschungsinstitute Europas – die Österreichische Gesellschaft für Stammzellforschung („Austrian Society for Stem Cell Research“ (ASSCR) gegründet. Sie möchte die Stammzell-Forschungsaktivitäten landesweit bündeln, um mit vereinten Kräften Fortschritte zu erzielen und konkrete medizinische Anwendungen zu entwickeln. Dabei hat sich die Gesellschaft zum Ziel gesetzt, den interdisziplinären Austausch zwischen Ärzten, Wissenschaftlern, Patienten zu fördern, die Öffentlichkeit zu informieren, Politik und Lehrende zu erreichen.
Wie weit ist die Stammzellforschung bei Alzheimer?
Nach wie vor ist die Ursache von Alzheimer noch nicht gefunden. Doch weiß man, dass bei Alzheimerpatienten im Gehirn bestimmte Proteine zu finden sind, die
einerseits die Verbindung zwischen den Nervenzellen zu stören und andererseits die Versorgung der Nervenzellen mit Nährstoffen zu verhindern scheinen. Ein Ansatzpunkt für eine Stammzelltherapie wäre, die abgestorbenen Nervenzellen im Gehirn durch neue zu ersetzen. Die Herausforderungen dabei sind groß: Erstens müssten die neuen Zellen möglichst alle betroffenen Bereiche erreichen können. Zweitens müssten die neuen Zellen in der Lage sein, sich mit den anderen Nervenzellen im Gehirn erfolgreich zu vernetzen. Drittens sollten weder kurz- noch langfristig schädliche Nebeneffekte wie zum Beispiel Krebsbildung auftreten.
Für die Studien stellt man im Labor aus „induzierten pluripotenten Stammzellen“ (Zellen, die künstlich in eine Art Urzustand versetzt werden, damit sie sich in sehr viele verschiedene Zell- oder Gewebearten entwickeln können – eine Alternative zu ethisch stärker umstrittenen „embryonalen Stammzellen“) Nervenzellen her, die genetisch denen von Alzheimer-Patienten nachempfunden sind. Darüber hinaus gab es auch schon erste erfolgreiche Tests an Mäusen, bei denen eine Stammzelltherapie gegen eine Alzheimer-ähnliche Krankheit angewandt wurde . Sollte es irgendwann gelingen, auf diese Weise eine geeignete Stammzelltherapie für Menschen zu entwickeln, wäre dies jedoch nur die Behandlung von Symptomen der Krankheit und es bliebe ungewiss, wie lange der positive Effekt einer solchen Therapie anhalten würde.
Quellen
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180320_OTS0161/gruendung-der-oesterreichischen-gesellschaft-fuer-stammzellforschung
https://www.imba.oeaw.ac.at/research-highlights/austrian-society-for-stem-cell-research-founded-at-imba/
https://www.eurostemcell.org/de/die-alzheimer-krankheit-wie-koennen-stammzellen-helfen
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5880623/
https://www.stammzellen.nrw.de/fileadmin/media/documents/PDF/Patienteninfo_Mit_Stammzellen_heilen.pdf