Angehörige im Pflegeheim – 1 von 2
Bei Besuchen im Pflegeheim sind Konflikte zwischen Angehörigen und dem Pflegepersonal keine Seltenheit. Kummer, Trauer oder Wut beeinträchtigen die Kommunikation und führen zu unangenehmen Situationen für beide Seiten. Besonders bei Angehörigen von Demenzerkrankten werden schnell Vorwürfe laut.
Ein bekleckerter Pullover, die Suche nach Habseligkeiten oder gar Beschuldigungen von Seiten des Patienten sind oft Gründe, die Probleme verursachen. Zu einer gelingenden, konfliktfreien Kommunikation können alle Beteiligten beitragen.
Schuldgefühle der Angehörigen
Ist die Entscheidung gefallen und die pflegebedürftige Person im Heim, plagt viele Angehörige häufig das schlechte Gewissen es sich zu leicht gemacht, Vater oder Mutter „einfach“ abgeschoben zu haben. Hinzu kommt, dass sie im Pflegeheim nichts mehr machen müssen – das Pflegepersonal verrichtet sämtliche Aufgaben, die zur Versorgung des Familienmitglieds notwendig sind. Angehörige fühlen sich dann zusätzlich zu ihren Schuldgefühlen noch nutzlos und überflüssig.
Artikuliert der Erkrankte auch noch Unwohlsein, schimpft gar über die Einrichtung, das Essen, die unfreundlichen Mitarbeiter oder erhebt Anschuldigungen, wird die Lage noch prekärer. Leider zählt bei Menschen mit einer Demenzerkrankung das Beschuldigen von Anderen, Unzufriedenheit und das „Erfinden falscher Tatsachen“ zu den häufigen Krankheitssymptomen. In solchen Situationen wird man als Angehöriger sehr empfindlich und die Konfliktgefahr steigt.
Vorwürfe und Rechtfertigungen
Wird das Pflegepersonal mit Vorwürfen konfrontiert, kommt es in den meisten Fällen dazu, dass dieses mit Unverständnis und Rechtfertigungen reagiert. Schließlich entspricht ihre Schilderung der Vorfälle nicht dem, wie der Bewohner es erzählt. Darüber hinaus wird meist noch die Heimleitung miteinbezogen, die schlichtend eingreifen soll und versucht, zu vermitteln.
Dadurch kann wiederum bei vielen Angehörigen der Eindruck entstehen, es werde das Personal nur gedeckt oder falsches Verhalten gar verschleiert. Dies alles mündet in eine Negativspirale, die sich einmal in Fahrt gekommen, kaum aufhalten lässt. Ein aufgeheizter Konflikt lässt das Wahrnehmen von Fakten nicht mehr zu, da die Gefühle der Parteien alles überschatten. Macht man sich vorab generell bewusst, wie schwierig ein Heimaufenthalt angesichts dieser Faktoren werden kann, ist schon ein kleiner Schritt getan, um diese später vermeiden zu können.
Lesen Sie in Teil 2 des Artikels, wie Konflikte aus der Welt geschafft werden können.